Besonders eindrucksvoll sind die kürzlich
erforschten Teile eines Forums, dem Herzen der antiken Stadt mit Tempel,
Basilika und Tabernae sowie Teile monumentaler Skulpturen von öffentlichen
Gebäuden.
Obwohl der
Standort in den letzten Jahren systematisch erforscht wurde, ist die Stadt
Municipium Flavium Fulfinum noch zum Großteil unerforscht und nicht komplett
ausgegraben. Ihr Name kennen wir aufgrund einer Inschrift aus der Zeit des
römischen Kaisers Domitian, die über bestimmte Arbeiten am Aquädukt der Stadt
Auskunft gibt. Die Inschrift wird im Lapidarium in Omišalj aufbewahrt.
Die Struktur der
Bauwerke und die Anordnung der Verkehrswege sind anhand der
Geländekonfiguration gut zu erkennen. Nachdem in den vergangenen Jahrhunderten
dieses Gebiet zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt wurde, sind heute die
Mauerruinen antiker Bauwerke teilweise mit Trockensteinen bedeckt. Die
Anlegeplätze und die repräsentativen Bauwerke mit Bodenmosaiken sind zum Teil
vom Schlamm des seichten Wassers in der Bucht Sepen bedeckt. Die Stadt wurde
von den Gromatikern (römischen Landvermessern) komplett neu an einem Standort
angelegt, an dem es davor keine Siedlung gab. Den römischen Veteranen wurde das
Land gegeben, das zuvor den Urbewohnern von Omišalj gehörte, den Fertinaten.
Eine solche im flachen Tal gelegene Küstenstadt hatte trotz der
Befestigungsversuche in der späten Antike keine Überlebenschancen. Wie Salona
und viele andere römischen Städte, die von der Völkerwanderung betroffen waren,
starb auch dieser Ort mit der Zeit aus.
Südwestlich des
Forums befindet sich in Mirine eine Nekropole aus der Spätantike mit einer
Reihe kleiner und einigen größeren, privilegierten Gräbern und einer großen,
bis zum Dach erhaltenen Basilika, die vermutlich dem Hl. Nikolaus geweiht war.
Wegen ihres außerordentlich guten Erhaltungszustands stellt diese Kirche ein
Muster für frühchristliche Sakralbauten dar. Der Grundriss der Kirche sieht
wegen des Seitenschiffs wie ein lateinisches Kreuz aus. Im Narthex, der
restauriert und zum Teil auch renoviert wurde, werden bewegliche archäologische
Funde und ein frühchristlicher Sarkophag ausgestellt, der in situ konserviert
wurde.
Das Atrium, das
sich entlang der südlichen Wand der Kirche zum Meer hin erstreckt, ist das
Ergebnis einer späteren Anpassung des Bauwerks an eine Religionsgemeinschaft,
die die Kirche schließlich verlassen hat, weil sie diese wegen ihrer Größe
nicht mehr instand halten konnte. Die Benediktiner versuchte, die Kontinuität
durch den Umbau eines suburbanen Wohnkomplexes mit Thermen fortzusetzen, der
sich westlich von der Basilika befindet. Der Komplex ist heute archäologisch
erschlossen und zur Besichtigung freigegeben. Schließlich gaben die
glagolitischen Benediktiner die frei angreifbare Küstenlage auf und siedelten
an einen neuen Ort direkt am Ortseingang von Omišalj um. Den Namenspatron St.
Nikolaus nahmen sie mit. Die heutige Ortsbezeichnung Mirine ist im hiesigen
Dialekt das Wort für Ruinen (aus dem lateinischen murus kroatisiert).
Die Kroaten, die sich im Mittelalter hier ansiedelten, müssen von diesen Ruinen
sicherlich sehr beeindruckend gewesen sein.